Weg vom Mantra der Grundlast (3. Teil von 3):

Grundlastkraftwerke, die für einen wirtschaftlichen Betrieb auf eine hohe Zahl von Volllaststunden angewiesen sind und daher auf Gedeih und Verderb Strom erzeugen müssen, ganz egal, wie hoch die benötigte Residuallast ist, werden mehr und mehr zum Störfaktor der Energiewende. „In Zukunft muss sich das gesamte Energiesystem auf die schnellen und starken Schwankungen der dargebotsabhängigen Stromeinspeisung einstellen“, schreibt der Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen (SRU) in seinem Sondergutachten „Den Strommarkt der Zukunft gestalten“. In diesem Gutachten weist der SRU darauf hin, dass „[d]er heutige Kraftwerkspark […] allerdings mit den genannten Erfordernissen nicht kompatibel [ist]“. Das Problem ist nicht die mangelnde Grundlastfähigkeit der Erneuerbaren, sondern eine Überkapazität an Grundlast, die überhaupt nicht mehr benötigt wird. Diese Situation hat groteske Konsequenzen. Zum einen wird überflüssiger Kohlestrom auf Kosten der Umwelt exportiert, zum anderen steigen trotz des Ausbaus der erneuerbaren Energien seit einiger Zeit die CO2-Emissionen. Dieses „Energiewende-Paradox“ entsteht dadurch, dass Gaskraftwerke von alten Kohlekraftwerken aus dem Markt gedrängt werden. Die niedrigen Preise für CO2 im europäischen Emissionshandel und niedrige Kohlepreise haben die Wirtschaftlichkeit der alten Kohlekraftwerke erhöht. Während die dringend benötigten flexiblen Gaskraftwerke abgestellt oder gar nicht erst gebaut werden, jagen die unflexiblen Kohlekraftwerke, deren nicht benötigte Dauerproduktion auch zum Anstieg der Stromexporte geführt hat, Unmengen an Schadstoffen in die Luft.

Kein Platz mehr für „Grundlast“

Vorschläge aus der Wissenschaft für ein flexibleres System der Stromversorgung, das die erneuerbaren Energien in den Mittelpunkt stellt, liegen mittlerweile viele vor. Bei den Energiepolitikern der Bundesregierung scheinen aber nach wie vor eher Lobbyisten Gehör zu finden. Dort wird vor allem über Kapazitätsmärkte gesprochen, die aber eher ein Instrument sind, um den Energieversorgungsunternehmen die Profite zu sichern. Auch diese Pläne hängen noch an der veralteten Vorstellung einer „Grundlast“, die gewährleistet sein müsse.

Diese „Grundlast“ wird zusehends zum ideologischen Bollwerk gegen eine zukunftsfähige Energieversorgung. Wer sich weigert, über ein intelligentes und flexibles System der Stromerzeugung und des Stromverbrauchs nachzudenken und stattdessen das Mantra der „fehlenden Grundlastfähigkeit“ der Erneuerbaren bemüht, zeigt damit vor allem, dass er die Energiewende blockieren möchte und gedanklich noch nicht im Hier und Jetzt angekommen ist. Eine ernsthafte Debatte über die Zukunft der Energieversorgung sieht anders aus.

Quelle: Dr. Stefan Dietrich, Windwärts Energie GmbH

Originaltext: http://www.windwaerts.de/de/blog/detail/grundlast-die-zeiten-sind-vorbei.html

Für die Schriesheimer Ökostromer
Wolfgang Fremgen