Weg vom Mantra der Grundlast (2. Teil von 3):
Die weitere Entwicklung ist ebenfalls klar: Dieser Anteil wird weiter ausgebaut werden, bis eines Tages die Vollversorgung erreicht wird, was aus ökologischen und ökonomischen Gründen ja auch das einzig Vernünftige ist.
Mit dem steigenden Anteil der Erneuerbaren ist nun das herkömmliche System des Strommarktes an seine Grenzen geraten. Dennoch ist das Mantra der „fehlenden Grundlastfähigkeit“ immer wieder zu vernehmen, wenn von interessierter Seite vermeintliche Argumente gegen Wind- und Solarenergie gesucht werden. Dabei wird andersrum ein Schuh draus: Dem „Grundlast“-Denken fehlt die „Erneuerbaren-Fähigkeit“ und damit auch die Zukunftsfähigkeit.
Von der Grund- zur Residuallast
Mit Blick Richtung Zukunft kommen nun andere Begriffe und Konzepte ins Spiel. „Zieht man von der Stromnachfrage die Einspeisung durch erneuerbare Energien ab, erhält man die sogenannte „Residuallast“, die durch regelbare Kraftwerke gedeckt werden muss. Charakteristisch für die Residuallast ist, dass sie sich wesentlich schneller ändern kann als die Nachfrage und dass sie bei hoher Durchdringung mit erneuerbaren Energien sehr klein werden kann – unter Umständen sogar negativ.“ So schreibt es das Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestags (TAB) in einem Bericht für den Bundestag. Das TAB führt weiter aus, „dass die Differenzierung in Lastbereiche mit wachsender Durchdringung des Systems mit fluktuierender Einspeisung aus erneuerbaren Energien zunehmend obsolet wird.“ Damit wird auch die Grundlast überflüssig. Stattdessen benötigen wir flexible Kraftwerke und ein insgesamt deutlich flexibleres System, um die Residuallast abdecken zu können.
Ein solches flexibles System der Stromversorgung ist, neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien, eine weitere Säule der Energiewende. Dazu gehören ein Lastmanagement, also eine angebotsorientierte Steuerung des Stromverbrauchs, ebenso wie die Wärmeerzeugung aus Strom (Power-to-Heat), die Optimierung und gegebenenfalls der Ausbau der Verteilnetze und langfristig auch der flächendeckende Einsatz von Speichern. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Flexibilisierung der konventionellen Stromerzeugungskapazitäten, die bis zum Erreichen der Vollversorgung aus erneuerbaren Energien noch benötigt werden.
Quelle: Dr. Stefan Dietrich, Windwärts Energie GmbH
Originaltext: http://www.windwaerts.de/de/blog/detail/grundlast-die-zeiten-sind-vorbei.html
Für die Schriesheimer Ökostromer
Wolfgang Fremgen