Fukushima – 13 Jahre danach
Wer erinnert sich nicht an die Horrormeldungen aus Fukushima vor 13 Jahren. Nach einem Seebeben der Stärke 9,0 überschwemmte der davon ausgelöste Tsunami am 11. März 2011 die Reaktoren und die Notkühlung der Atomreaktoren fiel innerhalb weniger Minuten aus. Es kam zur Kernschmelze und damit zum GAU. Und wie sieht es heute im Reaktor aus? Tatsächlich bleibt das Innere der Reaktoren ein ungelöstes Rätsel. Die immer noch extreme radioaktive Strahlung verhindert bis heute, das Innere der Reaktoren gründlich zu erkunden. Jedoch erst dann könnte das weitere Vorgehen im Detail geplant werden.
Offizielles Ziel des Betreibers Tepco und der japanischen Regierung ist es, die drei zerstörten Atommeiler bis 2051 komplett abgebaut zu haben. Allerdings erweist sich die Lage als derart komplex, dass dieses Ziel nicht zu halten sein wird. So werden die noch in Reaktor 1 lagernden abgebrannten Brennelemente erst ab 2027 aus ihren Kühlbecken herausgeholt, mit zehn Jahren Verspätung. Die gefährliche Bergung des radioaktiven Materials aus den havarierten Kraftwerksblöcken wird damit noch mehrere Jahrzehnte dauern und viele weitere Milliarden japanischer Steuergelder verschlingen.
Auf dem Gelände des AKW lagern an die 1000 Tanks mit kontaminiertem Kühlwasser, denn die Reaktoren müssen weiterhin ständig gekühlt werden. Wohin damit? Aus Platzmangel hat inzwischen die Verklappung des verdünnten kontaminierten Kühlwassers 2023 begonnen. Derzeit wird die vierte Charge stark verdünnt ins Meer entsorgt. Bis Ende März sind dann 31.200 Tonnen verklappt, das entspricht gerade mal 10 der 1000 Tanks. Das verstrahlte Wasser enthält bei der Einleitung ins Meer noch zahlreiche die Gesundheit gefährdende radioaktive Nuklide (u.a. Strontium-90), weshalb über die nächsten Jahrzehnte eine permanente Umweltbelastung des Meeres erfolgen wird.
Japan ist weit weg von Schriesheim. Wenn aber von der Rückkehr zur Atomkraft geträumt wird, um Windräder im Schriesheimer Wald zu verhindern, ist Fukushima plötzlich wieder ganz präsent. Oder was halten Sie von der Vorstellung, im Schriesheimer Gewerbegebiet vielleicht so ein schönes kleines Baukasten-Atomkraftwerk, genannt Small Modular Reactor (SMR), zu errichten? Wir werden zu den unterschiedlichen Aspekten des zurzeit gerade von einigen wenigen Stimmen forcierten Wiedereinstiegs in die Atomenergie demnächst in loser Folge faktenbasiert Stellung nehmen.
Quelle: taz vom 11.03.2024, S. 8
Für die Schriesheimer Ökostromer
Annette Dosch und Winfried Plesch