Zehn Thesen zum Umgang mit dem Atommüll
Abdruck mit Genehmigung der Deutschen Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW)

Präambel
Die Hinterlassenschaften der Atomindustrie erweisen sich als ein unermessliches Problem. Es ist ethisch nicht vertretbar, Gefahrstoffe zu produzieren, die für hunderttausende von Jahren ein Risiko für die Menschheit darstellen. Mit der geplanten Stilllegung der deutschen Atomkraftwerke bis 2022 wird hierzulande die Produktion hoch radioaktiven Atommülls absehbar beendet.

Die derzeit übliche Lagerung des radioaktiven Mülls in oberirdischen Zwischenlagern birgt enorme Gefahren. Es ist daher zwingend notwendig, eine langfristige Lösung für den Strahlenmüll der Atomindustrie zu suchen. Die IPPNW versucht, einen Beitrag zu leisten, eine nach menschlichem Ermessen verantwortbare Lösung zu finden, die sich an den Maßstäben Langzeitsicherheit und Gesundheitsschutz orientiert. Die IPPNW ist sich dabei bewusst, dass es kein absolut zuverlässiges Konzept für den Umgang mit radioaktivem Abfall geben kann.

1) Die Realisierung eines „Endlagers“ ist keine Legitimation für eine Fortsetzung des Atomkraftwerksbetriebs.
2) Der radioaktive Atommüll in den Zwischenlagern nötigt zu einer dringlichen Befassung mit der Frage nach dem Verbleib der radioaktiven Abfallstoffe.
3) Rückholbarkeit darf nur ein Angebot, aber keine Verpflichtung für künftige Generationen sein.
4) Die Möglichkeit der „Bergbarkeit“ von Atommüll darf nicht zu Lasten der Langzeitsicherheit gehen oder die Produktion von Nuklearwaffen erleichtern.
5) Zum Schutz künftiger Generationen muss die Etablierung eines „Ewigkeitsgeschäfts mit dem Atommüll“ möglichst verhindert werden.
6) Der Gewährleistung der Langzeitsicherheit kommt oberste Priorität zu.
7) Die „Partizipation“ bei der „Endlagersuche“ sollte dazu dienen, einen Standort bzw. eine Lösung zu finden, die nach menschlichem Ermessen verantwortbar ist.
8) Das geologische und technische Know-how ist als entscheidungsrelevant zu akzeptieren, muss aber möglichst frei von Interessen verfügbar gemacht werden.
9) Die Kosten der Atommüll-Entsorgung sind an den Erfordernissen der Langzeitsicherheit und nicht an den Gewinnerzielungsinteressen von Unternehmen zu orientieren.
10) Es erscheint sinnvoll, wesentliche Grundsatzentscheidungen zeitnah zu treffen und den Prozess der Umsetzung in Gang zu setzen.

Quelle:
IPPNW – Arbeitskreis Atomenergie
Körtestr. 10, 10967 Berlin

Für die Schriesheimer Ökostromer
Winfried Plesch