Warum die Atomkraft keine Option für den Klimaschutz ist (Teil 2 und Ende der Serie)
 
Über Neubauten von Atomkraftwerken ist in Deutschland gelegentlich zu lesen, man könne ja die bestehenden Meiler – da sie ja schon laufen und damit finanziert sind – für den Klimaschutz einfach länger am Netz belassen.
 
Aber auch das würde nichts bringen, denn ein solcher Schritt würde den Ausbau der erneuerbaren Energien bremsen. Und zwar, weil die unflexiblen Atomkraftwerke strukturell nicht zu den schwankenden Erneuerbaren passen. AKW wurden in der alten Energiewelt für die Abdeckung der Grundlast gebaut, also um rund 8.000 Stunden im Jahr unter voller Last zu laufen. Doch solche Anlagen braucht schon heute niemand mehr. Sobald Sonne und Wind – wie in Deutschland – in einem Stromsystem nennenswerte Beiträge zum Strom-Mix liefern, kann man zur Ergänzung nur noch flexible Anlagen brauchen, die maximal die Hälfte der Zeit laufen. Dafür sind Atomkraftwerke weder technisch (zu träge für schnelle Lastwechsel) noch ökonomisch (aufgrund ihrer hohen Fixkosten) geeignet.
 
Speziell in Norddeutschland, wo es viel Windstrom im Netz gibt, laufen noch immer Atomkraftwerke (Brokdorf, Emsland und Grohnde) an Orten, an denen man sie am wenigsten braucht. 2017 wurden nach Zahlen der Bundesnetzagentur 5,5 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom nicht erzeugt („Einspeisemanagement“), weil die Netze die Mengen nicht aufnehmen konnten. Das entspricht ziemlich genau der Menge, die das AKW Brokdorf im selben Jahr erzeugte.
 
Wenn es also eine vernünftige Brückentechnik gibt für die Zeit, bis in einigen Jahrzehnten die Erneuerbaren den Strombedarf alleine decken, dann kann das nur das Erdgas sein. Dieses hat deutlich geringere CO2-Werte als Kohle, vor allem als die Braunkohle. Gaskraftwerke sind zudem so flexibel, dass sie ihre Erzeugungsleistung gut anpassen können, wenn der Wind nachlässt oder die Sonne am Abend untergeht.
 
Eine Brücke könnte die Erdgas-Infrastruktur auch in anderer Hinsicht sein: Synthetische Gase (etwa Methan oder Wasserstoff, aus überschüssigem Ökostrom gewonnen – Power to Gas genannt) könnten in Zukunft das fossile Erdgas sukzessive ersetzen. Dafür müssten dann weder neue Speicher oder Netze noch neue Kraftwerke aufgebaut werden.

Für die Schriesheimer Ökostromer gekürzte Fassung mit Genehmigung des Autors: Berward Janzing (Quelle: https://www.ausgestrahlt.de/blog/)
 
 
Fazit der Schriesheimer Ökostromer:
Raus aus der Atomkraft! Das Strahlungsrisiko und die ungeklärte Endlagerung des Atommülls reichen dafür. Und dem Klimaschutz würde die Atomkraft einen Bärendienst erweisen, wie in dieser 2-teiligen Serie eindrücklich gezeigt wird.