Warum die Atomkraft keine Option für den Klimaschutz ist (Teil 1)
 
Kritiker des deutschen Atomausstiegs versuchen gerne, diesen als klimapolitisch wirkungslos oder gar schädlich hinzustellen, weil der CO2-Ausstoß des Landes tatsächlich kaum sinkt. Eine solche Argumentation ist jedoch perfide, weil sie zwei Dinge unzulässig vermischt: Die Fortschritte im Stromsektor werden kurzerhand mit den steigenden CO2-Emissionen andernorts – speziell im Verkehr – aufgerechnet. Dass die Menschen immer mehr fliegen und Auto fahren, und die Autos nebenbei bemerkt auch immer größer (schwerer) werden, kann man aber nun wirklich nicht dem Umbau der Stromwirtschaft und dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) anlasten.
 
Im Stromsektor sind nämlich die CO2-Werte trotz des Atomausstiegs deutlich gesunken. Seit Inkrafttreten des EEG im Jahr 2000 gingen sie von 644 auf 489 Gramm je Kilowattstunde (2017) zurück. 2018 sanken sie abermals, denn die erneuerbaren Energien – im Jahr 2000 noch unter sieben Prozent – deckten bereits gut 38 Prozent des Verbrauchs.
 
Gerade das Jahr 2018 hat gezeigt, wie die Stromwende voran kommt: Nach jüngsten Schätzungen der AG Energiebilanzen wurde in Deutschland fünf Prozent weniger Strom aus fossilen Energien erzeugt als im Jahr zuvor, das bereits den Tiefstwert seit der Wiedervereinigung bescherte. Um fast ein Viertel ist die Kohleverstromung seit dem Start des EEG gesunken. Dieser Fortschritt gelang wohlgemerkt bei gleichzeitiger Abschaltung von einigen Atomkraftwerken. Und es hätten noch mehr Reaktoren abgeschaltet werden können; denn Deutschland exportierte im vergangenen Jahr eine Strommenge, die zwei Drittel der nationalen Atomstromerzeugung entsprach.

Für die Schriesheimer Ökostromer gekürzte Fassung mit Genehmigung des Autors: Bernward Janzing (Quelle: https://www.ausgestrahlt.de/blog/)
 
 
Anmerkung der Schriesheimer Ökostromer:
Haben Sie gewusst, dass Deutschland Stromexporteur ist? Hier ein paar Zahlen (auch Fakten genannt): Im Jahr 2018 wurde ein Exportüberschuss von ca. 45,6 TWh erzielt. Der Großteil der Exporte floss in die Niederlande (19,2 TWh), die einen Großteil des Stroms nach Belgien und Großbritannien weiterleiten. Auf Platz zwei folgt Österreich (11,6 TWh) vor der Schweiz (11,5 TWh), die hauptsächlich Transitland nach Italien ist. Die durchschnittlich exportierte Leistung betrug ca. 5,2 GW, was der Leistung von vier AKW entspricht (Quelle: Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE). Deutschland hat also Strom im Überfluss, könnte somit allein aus dieser Betrachtung vier AKW abschalten.