Strom, das knappe Gut
Alles hat seinen Preis. Auch, dass Strom aus der Steckdose kommt. Und damit meine ich nicht nur den monetären Preis, den wir jeden Monat an unseren Stromanbieter zahlen, sondern auch den Preis, den die Bereitstellung und Erzeugung des Stroms hinsichtlich des Eingriffs in die Natur und hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs auf unserer Erde kostet. Deshalb ist Strom ein knappes Gut, denn selbst für die erneuerbaren Energien werden Ressourcen der Erde verbraucht und diese sind begrenzt.
Hitzig wird diskutiert: Kernkraft gegen Sonnenenergie gegen Windkraft gegen Super-GAU gegen seltene Erden gegen Waldschädigung. Wie wohl am besten der Strombedarf zu decken sei? Wieviele Windräder pro Quadratkilometer? Experten zerbrechen sich darüber die Köpfe, Pro- und Contra-Lager scheiden dieGesellschaft. Vor meiner Haustür oder vor Deiner? Aber halt mal! Da fehlt doch etwas! Von welchem Bedarf wird hier eigentlich ausgegangen? Wer bestimmt den Bedarf und setzt ihn als Axiom? Ist es gewollt, dass ein wesentlicher Pfeiler der ganzen Diskussion nicht zur Debatte steht? Was hier als Diskussionsgrundlage fehlt, sind zunächst einmal Angaben darüber, WIEVIEL Strom FÜR WAS verwendet wird. Es fehlt die Transparenz, damit die entscheidende Grundsatzfrage „Wieviel Strom wollen wir eigentlich unter Inkaufnahme von welchen Nachteilen erzeugen und für was soll er zur Verfügung stehen?“ überhaupt diskutiert werden kann.
Wunderbar kann man in dem sogenannten „Bedarf“ alles bündeln, was unser neoliberales Wirtschaftssystem verschlingt, oder auch, was beispielsweise die Forschung zu kleinsten Elementarteilchen für ein Experiment verbraucht. Was sich hier summiert wird uns als „Bedarf“ serviert. Die Infragestellung dieses Bedarfs wird bewusst nach außerhalb des öffentlichen Debattenraums verschoben. Obwohl es die eigentliche Kernfrage ist: Wieviel Strom wollen wir unter Inkaufnahme welcher Eingriffe in die Natur für was zur Verfügung haben?
Wussten Sie, dass die Server zum „Schürfen“ neuer Bitcoins genau so viel Strom verbrauchen wie ganz Dänemark? Und wem würde es schon fehlen, wenn Schaufenster nachts nicht beleuchtet wären? Hier wird uns ein Kuckucksei ins Nest gelegt und als unser Bedarf deklariert, von dem erst noch zu prüfen wäre, ob es sich hier um UNSEREN, im Gemeinwohl stehenden, demokratisch so gewollten Bedarf handelt. Erst mit diesen Informationen wäre eine Gesellschaft in der Lage, die nötigen Abwägungen zu treffen und diesbezügliche Entscheidungen zu treffen. Jede Diskussion über Energie sollte mit genau dieser Frage beginnen.
Für die Schriesheimer Ökostromer
Annette Dosch