Laufzeitverlängerungen für Neckarwestheim-2 und Isar-2?
Vor knapp zwei Monaten schrieben wir an dieser Stelle: „Längere Laufzeiten der bestehenden AKW in Deutschland werden von den Betreibern ausgeschlossen. Ohne staatliche Subventionierung sind die Kosten einfach zu hoch. Wir als Ökostromer sagen zur Laufzeitverlängerung der AKW ganz klar nein. Der Ausstieg ist von einer breiten Mehrheit rechtsgültig beschlossen worden.“ Jetzt will Wirtschaftsminister Habeck die beiden AKW Neckarwestheim-2 nahe Heilbronn und Isar-2 nahe Landshut doch noch bis Mitte April 2023 weiterlaufen lassen. Dabei steht die Betriebsgenehmigung von Neckarwestheim-2 im Dezember auf dem Prüfstand: Der VGH Mannheim verhandelt am 14. Dezember über die Risse, die seit Jahren im Reaktor entstehen. Sollte die Klage zweier AnwohnerInnen aus dem Jahr 2020 erfolgreich sein, müsste das Umweltministerium den weiteren Betrieb von Neckarwestheim-2 verbieten. Und auf einem solchen möglichen Szenario baut sich dann ein sogenannter „Reservebetrieb“ für unsere Stromversorgung auf? Bei den fraglichen Rissen handelt es sich im Übrigen um die Folge von Spannungsrisskorrosion an Rohren der Dampferzeuger. Im AKW Neckarwestheim-2 zeigten sich an mehr als 100 dieser Heizrohre zum Teil tiefgehende umlaufende Risse. Und wie ist es um die Sicherheit des zweiten AKW bestellt, das über den Jahreswechsel hinaus weiterbetrieben werden soll? Im AKW Isar-2 haben wir es mit Ventilschäden zu tun, die Lecks im Dampfkreislauf verursachen. Eine Reparatur ist zwingend erforderlich. Um tatsächlich als Notreserve weiterlaufen zu können, „müsste das AKW Isar-2 laut den Angaben von Preussen Elektra im Oktober für eine Woche still stehen. Denn die Brennelemente des Reaktorkerns hätten nur noch eine geringe Reaktivität, sagt der Betreiber dem Bundesumweltministerium. So gering, dass die Anlage schon im November nicht mehr herunter- und wieder hochgefahren werden könne“, meldet die Tagesschau auf ihrer Webseite vom 19.09.2022. Denn mit nahezu erschöpften Brennstäben kann ein Reaktor eben nicht mehr gefahrlos hochgefahren werden. Welche Schlussfolgerungen sind unserer Meinung nach daraus zu ziehen? „Finger weg“ von einem Weiterbetrieb teilweise maroder alter AKW über den 31.12.2022 hinaus. Schließlich ist und bleibt die Kernenergie eine Hochrisikotechnologie, von der wir uns schnellstens verabschieden sollten.
Für die Schriesheimer Ökostromer
Winfried Plesch