Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke?

Fast jeden Tag findet sich in den Medien die Forderung nach einer Verlängerung der Laufzeit der drei noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke (AKW). Dazu kommt noch der Hinweis, die drei gerade Ende letzten Jahres erst abgeschalteten AKW könnten doch auch wieder ihren Betrieb aufnehmen. Gestartet wurde diese Kampagne durch einen großen Aufmacher in der BILD-Zeitung vor ein paar Wochen. Wer steckt wohl dahinter? Längere Laufzeiten der bestehenden AKW in Deutschland werden von den Betreibern ausgeschlossen. Ohne staatliche Subventionierung sind die Kosten einfach zu hoch.
Wir als Ökostromer sagen zur Laufzeitverlängerung der AKW ganz klar nein. Der Ausstieg ist von einer breiten Mehrheit rechtsgültig beschlossen worden. Und eigentlich brauchen wir doch Wärmeenergie und Gas als Rohstoff für die Industrie, nicht Strom. Schließlich können mit Atomkraft nur ca. 0,7% des zur Stromproduktion verwendeten Gases eingespart werden. Ist die Forderung nach Laufzeitverlängerung nicht in Wahrheit der Versuch, durch die Hintertür die Atomkraft wieder salonfähig zu machen? Salonfähig, weil Atomkraft ja eine „grüne“ Energieform sei – laut manchen Medien. Doch wie nachhaltig ist sie wirklich? Und wie freiheits- und friedenschaffend? Und in welchen Abhängigkeiten befinden wir uns eigentlich beim Thema Atomkraft?
Woher das Uran für deutsche AKW stammt, ist unklar. Es gibt keine Angaben auf den Seiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Eins ist sicher, Deutschland muss Uran importieren. Russisches Uran, insbesondere auch aufbereitetes, russische Brennstäbe für europäische Reaktoren, warum ist das kein Thema? Warum gibt es keine EU-Sanktionen gegen die Lieferung von russischem Uran? Der Wirtschaftswoche werden ihre Fragen an den französischen Wirtschaftsminister zum Thema nicht beantwortet (WiWo vom 06.05.2022). Zurzeit werden die Uranvorkommen noch etwa 80 Jahre reichen. Der Ruf nach einem Ausbau der Atomkraft bedeutet nur, dass die Vorkommen wesentlich weniger lange reichen. Inzwischen stehen Reaktoren der vierten Generation (Atomkraft 4.0), sogenannte Klein-Reaktoren, im Fokus. Wo stellt man die Dinger dann überall hin? Und auch Klein-Reaktoren produzieren Abfälle, zwar pro Reaktor weniger, aber insgesamt gesehen verringert sich die Menge nur geringfügig. Wo bringt man die Abfälle unter? Es gibt keine geeigneten Lager, nirgendwo. Außerdem können diese Abfälle leichter für Nuklearwaffen genutzt werden. Die Nachteile von Atomkraft liegen auf der Hand: Zu teuer und zu gefährlich.

Für die Schriesheimer Ökostromer
Prisca Henheik und Winfried Plesch