Geo-Engineering

Der Begriff beschrieb in den 70er Jahren in Italien die Idee, CO2 bereits bei der Entstehung in Kraftwerken und Raffinerien abzuscheiden und dann in der Tiefsee zu speichern. Der breiten Öffentlichkeit wurde Geo-Engineering 1992 durch eine Studie der amerikanischen „National Academy of Science“ über die Auswirkungen der Erderwärmung bekannt. Seitdem werden Vorschläge diskutiert, den Klimawandel durch – in großem Maßstab durchgeführte – Eingriffe in globale ökologische Abläufe zu bremsen.

Diese Vorschläge werden in zwei Kategorien unterschieden:

a) Maßnahmen, die den Strahlungshaushalt beeinflussen, um so die Atmosphäre in Bodennähe abzukühlen

  • Die Installation von Reflektoren (Spiegeln) im Weltraum (Ein vergleichbarer Effekt ließe sich erzielen, wenn alle Gebäude auf der Erde weiß angestrichen wären).
  • Das Verfrachten von Schwefeldioxid in die Stratosphäre (Mittlere Schicht der Erdatmosphäre in einer Höhe zwischen 11 und 50 km) zur Bildung von reflektierenden Partikeln.
  • Die Vergrößerung von Wolken, die über den Ozeanen schweben, durch die Erzeugung von Meersalzaerosolen. Unter einem Aerosol versteht man die feinste Verteilung schwebender fester oder flüssiger Stoffe (in diesem Fall: Meersalz) in der Luft.

b) Maßnahmen, die dem atmosphärischen Kohlenstoffkreislauf Kohlendioxid entziehen und dauerhaft speichern

  • Im Wasser:
    • Das großflächige Einbringen von mineralischen Substanzen in das Meerwasser.
    • Die Förderung von Algenwachstum durch zusätzliche Nährstoffe im Meerwasser, da die Algen Kohlenstoff beim Wachstum aufnehmen und nach ihrem Tod zumindest teilweise auf den Meeresgrund absinken.
  • An Land:
    • Aufforstungsprojekte: Wenn früher abgeholzte Regionen (um Missverständnissen vorzubeugen: hier sind nicht die relativ kleinen Flächen für Windkraftanlagen im Wald gemeint) wieder bewaldet sind, würde große Mengen von CO2 gebunden werden.
    • Verarbeitung von Pflanzen zu Biokohle, die dann endgelagert werden würde. Anstatt wie bisher Kohle zur Energiegewinnung zu verbrennen und dabei CO2-Emissionen in Kauf zu nehmen, ist dieses genau der umgekehrte Prozess.
    • Air Capture, dem „Einfangen“ von CO2 aus der Luft mithilfe von klimaneutralen Maschinen. Das so konzentrierte CO2 muss dann langfristig in unterirdischen Depots gelagert werden.

Da es sich bei allen Vorschlägen um großräumige massive Eingriffe in das komplexe Klimasystem „Erde“ handelt, sind die Folgen nur schwierig abzuschätzen und entsprechend umstritten. Sie beschäftigen sich lediglich mit den Auswirkungen des CO2 nicht mit dessen Entstehung. Die Vermeidung von CO2 ist effektiver.

Für die Schriesheimer Ökostromer
Norbert Clasen