Fukushima – fünf Jahre danach:

Wer erinnert sich nicht an die Horrormeldungen aus Fukushima vor fünf Jahren. Nach dem Erdbeben der Stärke 9,0 zerstört der ausgelöste Tsunami am 11. März 2011 die Notkühlung der Reaktoren. Es kommt zur Kernschmelze. Heute, fünf Jahre nach dem Super-GAU, sind die Anlagen Notstandsgebiet, nicht einmal Roboter können an der Unfallstelle arbeiten. Die Strahlung beträgt dort 10 Sievert pro Stunde, eine tödliche Dosis. Die gefährliche Bergung des radioaktiven Materials aus den havarierten Kraftwerksblöcken wird noch mehrere Jahrzehnte dauern und viele Milliarden Steuergelder verschlingen. Casium-137 hat eine Halbwertszeit von rund 30 Jahren. Das bedeutet, dass für etwa drei Jahrhunderte relevante Strahlenmengen in Feldern, Wiesen und Wäldern verbleiben werden.

Seit Fukushima befindet sich die Atomindustrie in der Krise. Aktuell zeigt sich dies am Rücktritt des Finanzvorstands des französischen Energiekonzerns EDF vorige Woche: Thomas Piquemal will nicht die Verantwortung für die 24 Milliarden Euro schwere Investition in zwei neue Atomkraftwerke in England übernehmen, das finanzielle Risiko erscheint ihm zu groß. Denn trotz massiver Subventionen der britischen Regierung befürchten die Finanzfachleute beim umstrittenen AKW Hinkley Point C ein ökonomisches Desaster.

Und wie geht es den Menschen in Fukushima? Die Situation für viele Bewohner der verstrahlten Gebiete ist fünf Jahre nach der Atomkatastrophe noch immer kritisch. Naoto Kan, damaliger Premierminister Japans, bekannte sich in einem Interview mit der britischen Zeitung „The Telegraph“ zum erklärten Gegner der Atomenergie. Nur einen Fingerbreit von der Schwelle zum totalen nuklearen Desaster habe sich Japan im Jahr 2011 befunden. Kurzzeitig habe man sogar erwogen, die Hauptstadt Tokio zu evakuieren – insgesamt wären das mit den umliegenden betroffenen Präfekturen 50 Millionen Menschen gewesen. So waren es „bloß“ 200.000 Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten, gut die Hälfte davon, rund 100.000 Menschen harren immer noch in Notunterkünften oder bei Verwandten aus.

Unsere Buchempfehlung zum Thema lautet: „Fukushima 360°“ von Alexander Neureuther.

Der Film zum Thema: „Grüße aus Fukushima“ von Doris Dörrie. Sie hat im letzten Jahr mehrere Wochen in der atomaren Sperrzone in Japan gedreht.

Der IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges) hat eine lesenswerte Dokumentation zu den gesundheitlichen Folgen von Tschernobyl und Fukushima veröffentlicht.

Für die Schriesheimer Ökostromer
Winfried Plesch