„Es tut sich was“

Der Beginn von 2019 zeigte deutlich, dass der Klimawandel in eine neue Phase eingetreten ist. Australien erlebte den heißesten Sommer einschließlich Buschbränden seit Langem. Im Februar stiegen die Wintertemperaturen in Alaska auf bisher unvorstellbare Höhen. Im März verwüstete der Zyklon Idai Teile von Mosambik, Malawi und Simbabwe; laut der World Meteorological Organization (WMO) eine der tödlichsten Wetterkatastrophen der Südhalbkugel. Lange Zeit konnte man die Anzeichen für die dramatischen Veränderungen auf der Welt noch als Einzelfälle abtun. Die Prognosen waren zwar eindeutig, aber eben nur Vorhersagen. Jetzt erfüllen sie sich.

Das verdeutlicht die aktuelle Studie vom „Great Barrier Reef“. In den Jahren 2016 und 2017 gab es dort Massenbleichen, in denen viele Korallen aufgrund von zu warmem Wasser abstarben oder schwer geschädigt wurden. Nun hat ein australisches Universitätsteam untersucht, ob und wie sich diese erholen. Die Ergebnisse, in der Wissenschaftszeitung „Nature“ veröffentlicht, wurden dort prägnant zusammengefasst: „Tote Korallen bekommen keine Kinder.“

Normalerweise produzieren Korallen nach Bleichen Larvenschwärme, die die toten Artgenossen nach und nach ersetzen. Der Prozess scheint jedoch massiv und dauerhaft gestört zu sein. Die Ansiedlungsrate junger Korallen sank um 90 Prozent. Es gibt nicht genug überlebende geschlechtsreife Korallen, die neue Larven produzieren können. Es ist fast sicher, dass während des langjährigen Nachwachsens weitere Bleichen auftreten. Der mittlere Abstand zwischen solchen Episoden sank aufgrund der gestiegenen Wassertemperatur in den vergangenen Jahrzehnten von 25 Jahre auf sechs. Damit ist fast ausgeschlossen, dass das Great Barrier Reef zu seiner alten Form zurückfindet.

Es ist kein Wunder, wenn sich die dauerhaften Folgen des Klimawandels nun häufen. Schließlich fand das 1,5-Grad-Ziel nicht willkürlich Einzug in das Paris-Abkommen: Laut dem aktuellen Bericht des Weltklimarats ist diese Erwärmung genau der Bereich, in dem die Risiken für bedrohte Ökosysteme und Extremwetterereignisse steigen. Jenseits der 1,5 Grad werden weltweite, schwere Schäden und der Kollaps großer Eisschilde wahrscheinlicher – in ca. 20 Jahren könnte das eintreten. Wenn die Emissionen sofort radikal verringert würden, könnte die Erwärmung stagnieren. Sonst geht es weiter aufwärts. Demnach ist das, was derzeit zu beobachten ist – einschließlich dem Sommer 2018 – das „neue Normal“ die Zwischenstation auf dem Weg zu neuen Extremen. Wie genau diese aussehen, liegt in der Hand der Klimapolitik. Noch steigen die Emissionen weiter.

Für die Schriesheimer Ökostromer
Norbert Clasen