Eingefroren am Nordpol
Unter diesem Titel veröffentlichte Markus Rex, der Expeditionsleiter der größten Arktisexpedition aller Zeiten, in der sich das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ freiwillig im Eis einschließen ließ, um sich innerhalb eines Jahres von der Transpolardrift durch die Zentralarktis tragen zu lassen, die tagesgenauen Logbucheintragungen der Forschungsreise. Er beschreibt darin den Alltag unter den extremen Bedingungen der Arktis, die logistischen und planerischen Herausforderungen sowie wissenschaftliche Erkenntnisse, die die Forscher im Eis sammeln konnten.
Am 5. Dezember 2019 wurde er „live“ auf die dann stattfindende Klimakonferenz COP25 in Madrid zugeschaltet. In dieser eindrucksvollen Rede unterstrich er das Motto der Konferenz, „Zeit zu handeln“, deutlich:
„Wir sind in massivem Eis und bitterer Kälte eingeschlossen, an einem Ort, wo der Klimawandel vielleicht nicht für jeden offensichtlich ist. Aber der Wandel ist überall. Das Eis ist nur noch halb so dick wie zu der Zeit, als Fridtjof Nansen eine ähnliche Expedition vor 125 Jahren wagte; und die von uns gemessenen Temperaturen sind fünf bis zehn Grad höher als die, die er damals beobachtete. Wir sind hier, um zu verstehen, wie diese dramatischen Veränderungen das weltweite Klimasystem beeinflussen, und um herauszufinden, was die Veränderungen für die Stabilität des arktischen Klimas bedeuten. Unsere Mission ist es, eine robuste wissenschaftliche Basis für die wichtigen Entscheidungen zu schaffen, die unsere Gesellschaften jetzt fällen müssen, um unsere Zukunft zu gestalten. Es ist Ihre Aufgabe, die eindeutigen wissenschaftlichen Beweise anzuerkennen und sich auf die dringend benötigten Maßnahmen zu einigen.
Wenn wir unseren Ausstoß von Treibhausgasen nicht massiv reduzieren, wenn wir ihn bis zur Mitte des Jahrhunderts nicht auf netto nahezu null senken, werden irreversible Veränderungen in der Arktis massive Auswirkungen auf den Rest der Welt haben. Wenn uns die Erreichung dieser Ziele nicht gelingt, wird unsere Generation wohl die letzte sein, die einen ganzjährig von Eis bedeckten Arktischen Ozean erlebt. Wenn wir versagen, wird die Arktis für zukünftige Generationen eine andere Welt sein, eine Welt mit einem offenen Ozean, wo heutige ewiges Eis liegt, eine Welt in der man mit einer Jolle zum Nordpol segeln kann, in der der Eisbär ausgestorben ist und in der Wetterphänomene, angetrieben von einer warmen und offenen Arktis, überall auf der Nordhalbkugel vermehrt zu Wetterextremen führen.
Die Gesellschaften unseres Planeten können frei über ihr Handeln entscheiden. Der Druck auf sie ist aus vielen Richtungen hoch, und der Klimawandel ist nur eine von vielen Herausforderungen, mit denen unsere Gesellschaften umgehen müssen. Aber er ist einer der dringendsten.
In unseren Demokratien bringt die fantastische Freiheit für alle, über die Zukunft mitentscheiden zu können, eine große Verantwortung mit sich. Nämlich die Verantwortung, auch die Interessen zukünftiger Generationen zu schützen. Unsere Gesellschaften müssen die langfristigen Konsequenzen ihrer heutigen Entscheidungen verstehen und sie müssen sich ihrer Verantwortung für diese Entscheidung bewusst werden. Unsere Mission ist es, die wissenschaftlichen Fakten zu liefern, damit diese Entscheidungen unter voller Kenntnis der jeweiligen Konsequenzen getroffen werden können.
Und Sie, regierende der Länder der Welt, haben die Pflicht, heute die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen und geeignete Maßnahmen zum Schutz des Klimas zu vereinbaren. Im Interesse der Zukunft unseres Planeten.“
(Wir bedanken uns bei dem Verlag, dem Autor und dem Alfred-Wegener-Institut für die freundliche Genehmigung zum Nachdruck!)
Das Buch ist selbstverständlich im örtlichen Buchhandel erhältlich.
Für die Schriesheimer Ökostromer
Norbert Clasen