Die Olympischen Spiele 2021 in Japan

Japan lädt die Sportlerinnen und Sportler der Welt zu sich ein: 2021 sollen die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio stattfinden. Wir hoffen auf friedliche, faire und völkerverbindende Spiele. Denn wie heißt es so schön im olympischen Gedanken: Dabei sein ist alles. Gleichzeitig sind wir jedoch darüber besorgt, dass auch in der Hauptstadt der Präfektur Fukushima olympische Wettkämpfe stattfinden sollen: In Fukushima Stadt werden gemäß aktueller Planung Baseball und Softball-Spiele ausgetragen – nur 50 Kilometer vom havarierten Atomkraftwerk Fukushima Dai-ichi entfernt.

 Gerade haben die Schriesheimer Ökostromer mit einer Mahnwache der Katastrophe von Fukushima vor zehn Jahren gedacht. Die ökologischen und sozialen Folgen dieser Katastrophe sind in Japan weithin sichtbar: Entwurzelte Familien, ausgestorbene Evakuierungszonen, hunderttausende Säcke mit verstrahlter Erde, verseuchte Wälder, Flüsse und Seen, rund um die Reaktoren mehr als 1000 Tanks für stark verstrahltes Kühlwasser (inzwischen 1,2 Mio t). Es herrscht weiterhin keine Normalität in Japan. Rund 200.000 Menschen mussten nach Angaben der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) wegen der Atomkatastrophe ihre Heimat verlassen. Sie verloren Haus, Heimat, Hab und Gut, Arbeitsplatz und sozialen Kontext, bisweilen sogar ihre Existenzgrundlage. Viele leben zehn Jahre später immer noch in Notunterkünften; die psychische Belastung ist groß. Wann und ob sie überhaupt je zurückkehren können, ist oftmals unklar. Erklärt die Regierung ein Gebiet für gesäubert und hebt die Evakuierungsanordnung auf, verlieren die Evakuierten ihr Anrecht auf finanzielle Unterstützung. Schon aus ökonomischen Gründen sind daher viele gezwungen, zurückzukehren, auch wenn die angebliche „Dekontamination“ ihrer Heimat nur sehr unzureichend ist und die Strahlenwerte dort nach wie vor hoch sind. Internationale Regelungen sehen vor, dass die Bevölkerung nach einem Atomunfall lediglich 1 Millisievert (mSv) zusätzlicher Strahlung pro Jahr ausgesetzt werden darf. In den rückbesiedelten Gebieten in Fukushima wird der Bevölkerung jedoch eine Strahlendosis zugemutet, die bis zu 20 Mal höher liegt (bis 20 mSv). Selbst Ortschaften, die bereits dekontaminiert wurden, können durch Wind und Wetter jederzeit erneut verstrahlt werden, denn Wälder und Berge stellen ein Reservoir dar. Und nun soll der symbolträchtige olympische Fackellauf nach den Planungen der Veranstalter durch die Präfektur Fukushima führen. Wir sehen darin einen Affront gegen die von der Atomkatastrophe betroffene einheimische Bevölkerung und fordern daher das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die japanischen Regierung auf: Bitte verzichten Sie auf die Austragung der Baseball- und Softball-Wettkämpfe in Fukushima-City sowie auf den Fackellauf in den verstrahlten Gebieten der Präfektur Fukushima!

Wenn auch Sie, liebe Leserin, lieber Leser, sich dieser Meinung anschließen möchten, dann unterstützen Sie bitte die Petition von ausgestrahlt und IPPNW noch bis zum 23. März unter diesem Internet-Link: https://www.ausgestrahlt.de/aktionen/radiolympics/

Hier der Link zur sehenswerten ZDF-Doku „Der ewige GAU? 10 Jahre Fukushima“ (ab Minute 37:47 ist der olympische Fackellauf Thema): https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-der-ewige-gau-10-jahre-fukushima-100.html

Für die Schriesheimer Ökostromer
Winfried Plesch