Doppelt so viel wie benötigt

Eigentlich verbindet man mit Schottland das Ungeheuer von Loch Ness, (extreme) Sparsamkeit, Whisky, enge Straßen, Maria Stuart und vielleicht noch Arthur Conan Doyle (wenn man weiß, dass der Schöpfer der Sherlock Holmes Romane in Edinburgh geboren wurde).

Es gibt inzwischen aber noch einen anderen bemerkenswerten Umstand, den man mit Schottland assoziieren kann: Die Energieerzeugung durch Windräder in Schottland war im ersten halben Jahr 2019 so groß, dass mehr als vier Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden konnten. Das ist deshalb bemerkenswert, weil es doppelt so viele Haushalte sind wie es in Schottland überhaupt gibt. Die schottische Windenergie hat deshalb auch englische Haushalte mit versorgt.

Das Land ist damit seinen Klimazielen sogar weit voraus – andere Länder wie Deutschland sind von diesen Zielen hingegen meilenweit entfernt. „Das sind erstaunliche Zahlen, die Windenergie-Revolution in Schottland schreitet eindeutig weiter voran“, sagte Robin Parker vom World Wildlife Fund Scotland. „Im ganzen Land profitieren wir alle von sauberer Energie und das Klima auch.“ Bereits 2014 hatte Schottland die Klimaemissionen um fünfzig Prozent in Bezug zum Referenzjahr 1990 gesenkt. Damit war man damals schon den eigenen Klimazielen voraus und hat diesen Vorsprung bis heute gehalten. Zum Vergleich: Erst im Jahr 2030 will Deutschland bei einer Minderung von 55 % angekommen sein. Bis zum Jahr 2032 soll in Schottland die Hälfte des gesamten landesweiten Energieverbrauchs für Stromerzeugung, Wärme, Transport, Landwirtschaft und Mobilität auf nachhaltige Art und Weise gedeckt werden. EU-weit gilt als Ziel für 2030: Die Nutzung Erneuerbarer Energien wird auf 30 % des gesamten Endenergieverbrauches gesteigert.

Ein amerikanischer Milliardär fürchtete zu Zeiten der Anfänge der Windenergie die verbaute Aussicht von seinen schottischen Golf Resorts auf die schottische Küste. Er sprach von der „schrecklichen Idee“, das Panorama mit „hässlichen Windturbinen zu versauen“, klagte vor Gericht und verlor. Heute ist er Präsident der USA.

Obwohl Donald Trump das internationale Klimaabkommen gekündigt hat und er bis heute seine Meinung zu Erneuerbaren Energien nicht geändert hat, sieht die Realität auch in den USA anders aus: Die Produktion von Strom aus Kohlekraft hat in den USA im Vergleich zu 2018 um ca. 18 % abgenommen, gleichzeitig stieg der Anteil der Wind- und Solarenergie. Laut Daten der Energy Information Administration verzeichnete die Solarenergie im April 2019 ein Plus von 11,2 % im Vergleich zum April 2018.

Für die Schriesheimer Ökostromer
Norbert Clasen