Des Kaisers neue Kleider:
1837 veröffentlichte Hans Christian Andersen das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“, in dem sich ein Monarch von Betrügern vermeintlich neue Kleider nähen lässt. Diese gaukeln ihm vor, die Kleidung würde nur für Personen sichtbar, die selbst ihres Amtes würdig und nicht dumm seien. Aus Eitelkeit und Unsicherheit gibt er nicht zu, dass er die Kleider selbst nicht sehen kann. Auch der Hofstaat täuscht Begeisterung vor. Der Schwindel fliegt erst bei einem Festumzug auf, als ein Kind sagt, der Kaiser hätte ja gar keine Kleider an. Den Erwachsenen war es ebenfalls aufgefallen. Doch, anstatt den Mund aufzumachen, warteten sie stattdessen, dass vielleicht der Nachbar etwas sagt, trauten eventuell den eigenen Augen nicht oder waren der Meinung, es gehe sie schlicht nichts an. Mit ähnlichen Ausflüchten wird jetzt dem Klimawandel begegnet. Vielleicht gibt es den gar nicht. Vielleicht findet irgendjemand „die kluge“ Lösung, vielleicht ist es ja auch gar
nicht so schlimm. Man selber kann sowieso nichts ausrichten und so schließt man die Augen und hofft, der Planet hält noch so lange durch wie man selbst.
200 Jahre später muss ein schwedisches Mädchen die unbequemen Wahrheiten aussprechen:
„Ich bin 15 Jahre alt. Ich komme aus Schweden und spreche im Namen der Klimagerechtigkeit. Viele Leute sagen, Schweden wäre ein kleines Land und es spielt keine Rolle, was wir tun. Ich habe aber gelernt, dass man nie zu klein ist, um den Unterschied auszumachen.
Und wenn wenige Kinder auf der ganzen Welt Schlagzeilen machen können, wenn sie nicht zur Schule gehen, dann stellt Euch vor, was wir alle zusammen tun könnten, wenn wir das wirklich wollten.
Aber um das zu tun, müssen wir uns deutlich ausdrücken, egal wie unangenehm das ist. Ihr sprecht nur davon, die schlechten Ideen weiter zu verfolgen, die uns diesen Schlamassel eingebracht haben, selbst wenn das einzig vernünftige Mittel in dem Betätigen der Notbremse besteht. Ihr seid nicht mutig genug, uns zu sagen, wie es wirklich steht. Sogar diese Aufgabe überlasst ihr uns Kindern. Unsere Zivilisation wird geopfert, um wenigen Menschen zu ermöglichen, Unsummen von Geld zu verdienen. Es ist das Leiden der Vielen, die für den Luxus der Wenigen zahlen.
Ich werde meinen 75. Geburtstag im Jahr 2078 feiern. Sollte ich Kinder haben, werden sie diesen Tag vielleicht mit mir verbringen. Vielleicht werden sie mich fragen, weshalb Ihr nichts unternommen habt, als noch Zeit zum Handeln war. Ihr sagt, Ihr liebt Eure Kinder mehr als alles andere, dennoch raubt Ihr Ihnen die Zukunft direkt vor ihren Augen.“
Für die Schriesheimer Ökostromer
Norbert Clasen