20 Jahre Netzübernahme in Schönau/Schwarzwald

Vielleicht können auch Sie sich daran erinnern, was Sie nach dem 26. April 1986 gemacht haben? Welche Initialzündung die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl bei Ursula und Michael Sladek aus Schönau im Schwarzwald hervorrief, erfreut sich mittlerweile großer Bekanntheit. Ihre Bürgerinitiative gegen Atomkraft führte nach der Überwindung schier unvorstellbarer Schwierigkeiten vor genau 20 Jahren zur Übernahme des örtlichen Stromnetzes durch die von ihnen gegründeten Elektrizitätswerke Schönau (EWS), die mittlerweile über Deutschland hinaus eine Vorbildfunktion haben.

Wenn sich die eigenen Ideale mit wirtschaftlichem Handeln vereint sehen, anstatt uns bewusst oder unbewusst durch ihren täglich erlebten Widerspruch zu belasten, so hat dies eine befreiende Wirkung. Die EWS gehen hier als Vorbild voran: „Atomstromlos. Klimafreundlich. Bürgereigen.“. Das sind die Attribute dieses genossenschaftlich organisierten Wirtschaftsbetriebes. Immer wieder lohnt sich ein kurzer Blick zurück zu den Anfängen um zu erkennen, was möglich ist, wenn Menschen mit unerschütterlichem Willen wirken. Um zu staunen und Mut zu schöpfen für die eigene Arbeit an der Zukunft in Schriesheim.

Wir, die Schriesheimer Ökostromer, feierten das Jubiläum der 20-jährigen Netzübernahme durch die EWS zusammen mit mehreren Hundert Teilnehmern des diesjährigen Stromseminars am ersten Juli-Wochenende im Schwarzwald. Es ging fröhlich zu, wie immer, wenn Gutes am Werden ist. Im Vordergrund standen die zahlreichen Vorträge, von denen wir uns Informationen und Impulse für ein zukunftsfähiges Denken erhofften. Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Die Überschriften der Beiträge geben einen Überblick über das Gehörte: „… Krisen als Chancen …“, „Klimawandel – das sind die Fakten“, „Ohne Verkehrswende keine Energiewende“, „Die nationale CO2-Abgabe“, um nur einige zu nennen (Stromseminar-Programm 2017).

Lässt man sich auf die Fakten ein, so sieht es düster aus. Das Klimaziel, das sich die Bundesregierung für 2020 gesetzt hat, ist nicht mehr zu schaffen. Die Erderwärmung um ein Grad in vergleichsweise kürzester Zeit ist bereits eine unumkehrbare Tatsache. Und die Umsetzung einer Politik, die Subventionen konsequent streicht und dafür eine nationale CO2-Steuer einführt, scheitert an der Verflechtung unserer Politik mit den wirtschaftlichen Interessen der Kohleindustrie. An technischen Möglichkeiten scheitert sie definitiv nicht.

Dass ich nach dem Wochenende in Schönau dennoch bestgelaunt und voller Tatendrang nach Hause fuhr, lag an etwas anderem. Dazu mehr nächste Woche.

Für die Schriesheimer Ökostromer
Annette Dosch